Der Sattel

Von den meisten Autoren wird Guérinière auch was den Satteltyp betrifft als Neuerer angesehen, obwohl er selbst mit keinem Wort Anlass dazu gibt. Vielmehr versteht er sich als Bewahrer der Reitkunst wie er sie kennt und von der er glaubt, dass sie sich im Niedergang befindet. Sein eigentliches Anliegen ist die Erstellung einer Pferde-Enzyklopädie, ein für seine Zeit typisches Anliegen. Er bildet also alle ihm bekannten Arten von Sätteln für die verschiedensten Verwendungen eines Pferdes ab. Ganz eindeutig schreibt er für die Schulreiterei den Selle à Piquer vor. Den Selle Angloise ordnet er der Renn- und Jagdreiterei zu, ebenso wie den Selle Rase.

Die oft geäußerte Meinung, dass der Selle à Picquer den Reiter einzwängt und nur Unbeweglichkeit und Steifheit zulässt, ist falsch. Wie die Abbildung des Sattelbaums zeigt, sind die Pauschen nicht starr sondern zum großen Teil beweglich. Zudem soll der Reiter die hintere Pausche nicht berühren sondern einige Zentimeter davon entfernt sitzen. Sie dient wie die vordere Pausche der Querstabilität des Sattels und allenfalls der Sicherheit bei den Schulen über der Erde.

Im Gegensatz zu den modernen Dressursätteln, die die Kniee des Reiters durch große Pauschen blockieren, gestatten sie einem losgelassen sitzendem Reiter den entspannten Einsatz der Schenkelhilfen.

Die heute als Dressursattel verkauften Produkte sind aus dem englischen Rennsattels (Pritschensattel) entwickelt mit an den gestreckten Sitz angepassten Sattelblättern. Die Polsterung besteht aus zwei schmalen Kufen, die den Pferderücken auf möglichst kleiner Fläche berühren sollen, um bei extremer Belastung wie im Rennsport übermäßiges Schwitzen zu vermeiden. Oft rutschen sie nach vorn, verlagern das Reitergewicht vermehrt auf die Vorhand und erschwerern so die Versammlung. Der von Gueriniere bevorzugte Sattel liegt dagegen sicher an der gewünschten Stelle und verteilt das Reitgewicht auf eine möglichst große Fläche, um den Druck zu minimieren. Ein gut passender Westernsattel entspricht den Vorstellungen Guerinieres weit mehr. (siehe auch: Schenkellage).

Der in der deutschen Ausgabe von Grisone durchgehend abgebildete Satteltyp ist in den Reitakademien mit Sicherheit nie verwendet worden. Er ist ausschließlich beim Lanzenstechen benutzt worden.

Mittelalterliche Satteltypen
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